Es war einmal ein Mann, den verstimmte der Anblick seines eigenen Schattens so sehr, der war so unglücklich über seine eigenen Schritte, daß er beschloß, sie hinter sich zu lassen. Er sage sich: Ich laufe ihnen einfach davon.
So stand er auf und lief davon. Aber jedesmal, wenn er seinen Fuß aufsetzte, hatte er wieder einen Schritt getan, und sein Schatten folgte ihm mühelos. Er sagte zu sich: Ich muß schneller laufen. Also lief er schneller und schneller, lief so lange, bis er tot zu Boden sank. Wäre er einfach in den Schatten eines Baumes getreten, so wäre er seinen eigenen Schatten losgeworden, und hätte er sich hingesetzt, so hätte es keine Schritte mehr gegeben. Aber darauf kam er nicht.
Tschuang-tse, in: Sinfonie für einen Seevogel und andere Texte des Tschuang-tse, hrsg. v. Thomas Merton, Patmos Verlag, Düsseldorf 1973, S. 130.

oft viele dinge im leben, die einfach banal sind, wenn man sich ihnen bewusst wird. der text ist da ein gutes beispiel.

erst erkennen.

der Mann hat sich auf den Weg gemacht und sich nicht einfach unter einen Baum gesetzt und versucht das Ganze auszusitzen, was ihn ja keinen Deut schlauer gemacht hätte. Und manchmal kommt einer der lange genug auf der Flucht ist, auf die Idee seinen Schatten zu akzeptieren, müde vom ewigen Davonlaufen. Die Chance ist für den unterm Baum wesentlich geringer, weil er seinen eingenen Schatten überhaupt nicht mehr wahrnimmt, ausserdem ist immer im Schatten von anderen sitzen echt scheisse, dann doch lieber Angst vorm eigenen Schatten, aber in der Sonne laufen.