Dienstag, 4. November 2003
free the kids III
Mutti, warum willst du nicht mit mir spielen? Weil ich keine Zeit habe.
Und warum hast du keine Zeit? Weil ich arbeiten muss.
Warum arbeitest du? Um Geld zu verdienen.
Warum verdienst du Geld? Um dir Essen zu geben.

- Pause-

Mutti, ich hab keinen Hunger.

nach Sigismund von Radecki

Von frisbee um 10:03h| 6 Kommentare |comment
 

Montag, 3. November 2003
Kurzzeitschielen
Der Axtdieb

Ein Mann fand eines Tages seine Axt nicht mehr. Er suchte und suchte, aber sie war verschwunden. Der Mann wurde ärgerlich und verdächtigte den Sohn seines Nachbarn, die Axt genommen zu haben. An diesem Tag beobachtete er den Sohn seines Nachbarn ganz genau. Und tatsächlich: Der Gang des Jungen war der Gang eines Axtdiebs. Die Worte, die er sprach, waren die Worte eines Axtdiebs. Sein ganzes Wesen und sein Verhalten waren die eines Axtdiebs.
Am Abend fand der Mann die Axt durch Zufall hinter einem großen Korb in seinem eigenen Schuppen. Als er am nächsten Morgen den Sohn seines Nachbars erneut betrachtete, fand er weder in dessen Gang, noch in seinen Worten oder seinem Verhalten irgend etwas von einem Axtdieb.
nach Lao-Tse

Von frisbee um 23:47h| 2 Kommentare |comment
 

Das schielende Huhn
Es war einmal ein Huhn, das stark schielte. Dieses schielendes Huhn sah deshalb die ganze Welt etwas schief und glaubte, sie sei tatsächlich schief. So sah es z.B. auch seine Mithühner und den Hahn schief. Es lief immer etwas schräg und stieß ziemlich oft gegen die Wände. An einem windigen Tag ging das schielende Huhn mit seinen Mithühnern am Turm von Pisa vorbei. Schaut euch das an", sagten die Hühner, "der Wind hat diesen Turm schiefgeblasen. "Auch das schielende Huhn betrachtete den Turm und fand ihn aber völlig gerade. Es sagte nichts, dachte aber bei sich, dass die anderen Hühner womöglich schielten.

Von frisbee um 23:35h| 0 Kommentare |comment
 

Sonntag, 2. November 2003
Sünder erster Klasse
Eines Tages kniete ein Bischof vor dem Altar nieder und begann, sich in einem Ausbruch religiöser Leidenschaft an die Brust zu schlagen und zu rufen: »Ich bin ein Sünder, hab Erbarmen mit mir! Ich bin ein Sünder, hab Erbarmen mit mir!« Der Ortspriester, der von diesem Beispiel an Demut inspiriert wurde, fiel neben dem Bischof auf die Knie, begann sich an die Brust zu schlagen und zu rufen: »Ich bin ein Sünder, hab Erbarmen mit mir! Ich bin ein Sünder, hab Erbarmen mit mir!« Der Küster, der zufällig in der Kirche war, war so bewegt, dass er sich nicht zurückhalten konnte. Auch er fiel auf die Knie, schlug sich an die Brust und rief: »Ich bin ein Sünder, hab Erbarmen mit mir!« Worauf der Bischof den Priester anstieß, auf den Küster zeigte und lächelnd sagte: »Sehen Sie mal, wer da denkt, er sei ein Sünder.«

Anthony deMello

Von frisbee um 13:06h| 0 Kommentare |comment
 

Samstag, 1. November 2003
Hilft das oder was?
Eines Tages fiel Chao-chou in den Schnee und rief:
"Helft mir auf! Helft mir auf!"
Ein Mönch kam und legte sich neben ihn.
Chao-chou stand auf und ging davon.

Diese kurze Geschichte enthält mehr an Inhalt, als ich hier ausführen will. Sie stellt für mich prototypisch eine Form des Helfens dar, die mit dem Slogan "Hilfe zur Selbsthilfe"
nur ansatzweise beschrieben werden kann. Im Grunde müsste ich schon innehalten, denn es bleibt offen, ob der Mönch helfen möchte oder nicht. Unklar ist auch, wie lange er sich danebenlegt, ob er dabei spricht oder nicht. Wenn er schweigt, bleibt ungesagt, ob er Chao-chou dabei ansieht oder nicht. Vordergründig imitiert er das Verhalten, böswillige Zungen könnten dies als Nachäffen empfinden. Es bleibt die Frage, was ihn dazu brachte, sich freiwillig in den kalten Schnee zu legen und es dem anderen gleich zu tun, wo sich dieser eher unfreiwillig im Schnee befand. Und doch steht er auf und geht von dannen. Als Folge des Verhaltens des Mönchs? Besteht hier eine Kausalbeziehung? Was hat möglicherweise gewirkt und wieso? Wäre das Aufstehen auch ohne die Antwort des Mönches erfolgt? Was haben beide gelernt?

Mehr Fragen als Antworten.

Von frisbee um 14:14h| 0 Kommentare |comment
 

Freitag, 31. Oktober 2003
Zittern
Drei Chassidim prahlen mit der Größe ihrer jeweiligen Rabbis.
Der erste sagt: „Mein Rabbi ist so fromm, daß er unablässig an Gott denkt, und deshalb zittert er die ganze Zeit.“
Der zweite sagt: „Mein Rabbi ist so fromm, daß Gott die ganze Zeit an ihn denkt, und deshalb zittert Gott die ganze Zeit.“
Der dritte Chassid sagt: „Mein Rabbi kennt das alles beides gut. Und so hat er letzte Woche zu Gott gesagt: Ist das denn wirklich notwendig, daß wir zwei die ganze Zeit zittern?“

Gott ist schön in Pauls kleinem Weblog.

Von frisbee um 19:17h| 0 Kommentare |comment
 

Freitag, 31. Oktober 2003
free the kids II *no smile*
Die kleine Anna und ihre Mutter am Strand:

"Mami, darf ich ins Wasser?"
"Nein, dann erkältest du dich nur."
"Mami, darf ich im Sand spielen?"
"Nein, da machst du dich nur dreckig."
"Mami, darf ich mit den anderer Kindern spielen?"
"Nein, ich finde dich zwischen den anderen Kindern nicht wieder."
"Mami, darf ich ein Eis haben?"
"Nein, das ist ungesund und klebt."

Da fängt die kleine Anna lauthals an zu weinen.
Die Mutter verdreht die Augen und sagt genervt zu einer Frau, die in ihrer Nähe steht:

"Meine Güte, was ist das für ein neurotisches Kind."

Anthony DeMello

Von frisbee um 00:47h| 4 Kommentare |comment
 

Was man so glaubt
Ein Patient ist überzeugt, dass er bereits tot sei. Alle Überzeugungsversuche des Arztes schlagen fehl. Dabei hatte er auf die Körpertemperatur, auf die Atemfunktionen und vieles andere hingewiesen. Schließlich sagt er zum Patienten: "Sagen Sie mal, bluten Leichen eigentlich?" Der Patient sagt: "Natürlich nicht." Der Arzt nimmt eine Nadel und sticht den Patienten in die Hand. Dieser beginnt zu bluten. Der Arzt: "Was sagen Sie jetzt?" Der Patient antwortet: "Ich habe mich getäuscht. Leichen bluten doch."

Von frisbee um 00:31h| 0 Kommentare |comment
 

free the kids *smile*
Als der Meister einmal über die problematischen Bindungen zwischen Eltern und Kinder befragt wurde, erzählte er, wie er einmal in einem Einkaufsmarkt einer Frau begegnete, die einen Kinderwagen schob. In dem Kinderwagen saßen zwei kleine Jungen.

"Was für reizende Kinder sie haben", sagte der Meister. "Wie alt sind sie denn?" "Der Arzt", sagte die Frau, "ist drei Jahre und der Rechtsanwalt zwei."

Anthony deMello

Von frisbee um 22:18h| 0 Kommentare |comment
 

Das Wesen-tliche
In Armenien - im Süden dessen, was einmal die Sowjetunion gewesen ist - lebte im 18. Jahrhundert ein Ehepaar. Der Mann war ein Cellospieler - einer der Großen seiner Zeit, der alles, was bis damals für sein Instrument komponiert worden war, virtuos beherrschte. Je älter er aber wurde, desto weniger spielte er und desto mehr legte er darauf Wert, dieses Wenige in höchster Vollendung der Tongebung zu spielen. Als er nun ganz alt war, spielte er nur noch einen einzigen Ton, diesen aber so wunderbar, wie man es nie zuvor von einem Cello gehört hatte. Seiner Frau war das langweilig - täglich stundenlang der gleiche Ton! Schließlich wußte sie, was für einen begnadeten Cellospieler sie zum Mann hatte. Nun geschah es, daß in diese kleine georgische Stadt eines Tages ein Orchester kam und ein Konzert gab. Die Frau ging voller Erwartung hin, hörte erregt zu, kehrte begeistert zurück und berichtete ihrem Mann: »Da waren aber ganz viele Cellisten in diesem Orchester, und die spielten rauf und runter, viele verschiedene Töne - und du spielst immer nur den einen Ton.«
Darauf der Mann: »Die suchen den Ton.«

Von frisbee um 19:57h| 1 Kommentar |comment