Donnerstag, 1. Januar 2004
Neujahrgruß: Geschmack und Wahrheit
"Hakim, ich habe ein schweres Leiden.
Erstens habe ich den Geschmack verloren, und zweitens kann ich nicht mehr die Wahrheit sagen."
Daraufhin Hakim: "Das ist wahrlich ein schweres Leiden, darüber muß ich nachdenken."
Der Scheich: "Wenn du mich heilst, hast du bis ans Ende deiner Tage ausgesorgt."
Hakim: "Komm morgen früh wieder, ich will darüber schlafen."
Am nächsten Morgen kommt der Scheich wieder, und Hakim sagt zu ihm:
"Hier habe ich für dich eine Pille, iß sie."
Darauf sagt der Scheich: "Gleich auf der Stelle?"
Sagt Hakim: "Ja, sofort."
Der Scheich beißt auf die Pille und schreit Hakim an: "Du Schwein!"
Darauf Hakim: "Aha, was ist?"
Der Scheich: "Die Pille besteht nur aus Kameldung."
Hakim: "Richtig. Den Geschmack hast du also wiedergefunden und die Wahrheit sprichst du auch."

Von frisbee um 19:15h| 0 Kommentare |comment
 

Dienstag, 16. Dezember 2003
Zum Üben
Kampfhähne

Ein König bittet einen Gelehrten, ihm einen Kampfhahn zu dressieren. Nach zehn Tagen fragt der König, ob der Vogel bereit sei. "Nein", antwortet der Gelehrte, "er lässt sich noch ärgern." Nach weiteren zehn Tagen fragt der König wieder. "Nein," antwortet der Gelehrte, "manchmal ist er noch ungeduldig." Als aber weitere zehn Tage vergingen und der König wieder fragt, antwortet der Gelehrte: "Jetzt taugt er als Kampfhahn, denn andere Hähne mögen ihn provozieren oder ärgern – er wird sie nicht beachten. Wer ihn ansieht, glaubt er sei aus Holz. Seine innere Stärke ist vollkommen. Andere Hähne werden nicht wagen, ihn anzugreifen. Sie werden davonlaufen."

von Tschuang-Tse

Von frisbee um 22:41h| 0 Kommentare |comment
 

Mittwoch, 3. Dezember 2003
Das ist bedenkenswert
"Das ist bedenkenswert!

Wenn Du nach 1979 geboren wurdest, hat das hier nichts mit Dir zu tun … trotzdem weiterlesen. Wenn Du als Kind in den 50er, 60er oder 70er Jahren lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben, dass wir so lange überleben konnten! Als Kinder saßen wir in Autos ohne Sicherheitsgurte und ohne Airbags.

Unsere Bettchen waren angemalt in strahlenden Farben voller Blei und Cadmium. Die Fläschchen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten öffnen, genauso wie die Flasche mit Bleichmittel.

Türen und Schränke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen.

... weiterlesen bei der Zynist. Frohes Wiedererkennen. ;-)

Von frisbee um 22:02h| 0 Kommentare |comment
 

Dienstag, 25. November 2003
Von den Frauen
Einst wollte eine Feministin von einem Reisenden wissen, was er von Frauen halte. Worauf dieser erwiderte, daß er sie achte und begehre. "Dann unterstützen sie also unsere Sache", fragte sie ihn.Er blickte sie verwundert an und erwiderte: "Ich dachte, wir sprachen von Frauen !?"

Einst sagte eine Frau einem Reisenden, daß die Männer Angst vor starken Frauen hätten. Worauf dieser lachend erwiderte: "Das trifft nur auf schwache Männer zu. Doch welche starke interessiert sich für solche?"

W. Rehmweg

Von frisbee um 09:30h| 0 Kommentare |comment
 

Mittwoch, 19. November 2003
Über den Zweifel
Me-tis Schüler Do verfocht den Standpunkt, man müsse an allem zweifeln, was man nicht mit eigenen Augen sähe. Er wurde wegen dieses negativen Standpunkts beschimpft und verließ das Haus unzufrieden. Nach einer kurzen Zeit kehrte er zurück und sagte auf der Schwelle: Ich muß mich berichtigen. Man muß auch bezweifeln, was man mit eigenen Augen sieht.

Gefragt, was denn den Zweifeln eine Grenze setze, sagte Do: Der Wunsch zu handeln.

Bertold Brecht

Von frisbee um 09:15h| 0 Kommentare |comment
 

Dienstag, 18. November 2003
Auto fahren
Ich kenne einen Fahrer, (sagte Herr Keuner,) der die Verkehrsregeln gut kennt, einhält und für sich zu nutzen weiß. Er versteht es geschickt, vorzupreschen, dann wieder eine regelmäßige Geschwindigkeit zu halten, seinen Motor zu schonen, und so findet er vorsichtig und kühn seinen Weg zwischen den anderen Fahrzeugen.
Ein anderer Fahrer, den ich kenne, geht anders vor.
Mehr als an seinem Weg ist er interessiert am gesamten Verkehr und fühlt sich nur als ein Teilchen davon. Er nimmt nicht seine Rechte wahr und tut sich nicht persönlich hervor. Er fährt im Geist mit dem Wagen vor ihm und dem Wagen hinter ihm, mit einem ständigen Vergnügen an dem Vorwärtskommen aller Wagen und der Fußgänger dazu.

Bertolt Brecht

Von frisbee um 23:19h| 13 Kommentare |comment
 

Samstag, 15. November 2003
Das italienische Huhn
Ein italienisches Huhn beschließt, Mitglied in der Mafia zu werden. Es geht zu einem Minister, von dem es heißt, er sei ein Mafia-Anführer, um sich anzumelden. Aber der Minister sagt, es gäbe überhaupt keine Mafia. Da geht das Huhn zu einem Mafia-Richter, aber der sagt auch, die Mafia existiere nicht. Schließlich geht es zu einem Mafia-Bürgermeister – wieder ohne Erfolg. So kehrt das Huhn in seinen Stall zurück. Und auf die Fragen seiner Mithühner sagt es, es gäbe keine Mafia. Da denken alle, das Huhn sei Mitglied geworden, und fürchten sich.
(nach Luigi Malerba)

Von frisbee um 17:58h| 0 Kommentare |comment
 

Samstag, 8. November 2003
Gewohnheit
Der Religionslehrer will dem Franzi erklären, was ein göttliches Wunder ist: „Stell dir vor, einer fällt von der Spitze eines Turmes herunter und bleibt ganz unverletzt. Was ist das?“ Franzi: „Zufall.“ „Du verstehst mich nicht, sagt der Religionslehrer ungeduldig, „also stell dir vor, der Mann klettert nochmals hinauf, fällt wieder herunter, und wieder bleibt er unverletzt. Was ist das dann?“ Franzi: „Glück.“ Der Religionslehrer verzweifelt: „Aber stell dir vor, er klettert ein drittes Mal hinauf, fällt wieder herab und wieder ist er unverletzt. Was ist das jetzt?“ Franzi: „Gewohnheit.“

Von frisbee um 18:22h| 4 Kommentare |comment
 

Wer gewinnt?
Es war einmal ein Derwisch, der regelmäßig Vorträge vor einer Gruppe zu halten pflegte, in der sich auch ein alter Mann befand, der von seinem Enkel, einem kleinen Jungen, begleitet wurde. Und so regelmäßig wie ein Uhrwerk pflegte der Alte einzuschlafen, sobald der Derwisch sich in Fahrt redete. Da kam dem Derwisch eines Tages eine Idee. Nach der Versammlung nahm er den Jungen beiseite und sagte: "Ich gebe dir ein Silberstück, wenn du deinen Großvater immer, wenn er in meinen Vorträgen einschläft, wachrüttelst." Der Junge war einverstanden. Auf drei Versammlungen nacheinander bekam der alte Mann jedesmal, wenn ihm die Augen zufielen, einen Stoß in die Seite, und der Derwisch war hocherfreut. In der vierten Woche nickte der Großvater jedoch im Nu ein wie ehedem. Nach der Versammlung nahm der Derwisch den Jungen wieder beiseite und fragte: "Ich dachte, du wolltest den alten Mann für ein Silberstück wachhalten?" "Stimmt", sagte der Junge, "aber als ich ihm davon erzählte, bot er mir drei Silberstücke, wenn ich´s bleiben lasse."

Der Wunsch, für etwas aufmerksam zu sein, ist das eine Silberstück, die Macht der Gewohnheit und Bequemlichkeit sind die drei Silberstücke.

Von frisbee um 17:29h| 2 Kommentare |comment
 

Donnerstag, 6. November 2003
Beobachter 3. Ordnung
Tünnes und Schäl sitzen sinnierend beisammen. Tünnes schwärmt davon, wie schön es wäre, wenn er ein Schwan wäre und fliegen könnte.

Dadurch inspiriert meint Schäl, er wäre gerne zwei Schwäne, denn dann könnte er als erster Schwan sich fliegend erleben und gleichzeitig als zweiter Schwan sich beim Fliegen zusehen und auch dies fliegend erleben.

Doch nicht genug, einigen sie sich schließlich darauf, daß sie gerne drei Schwäne wären. Denn dann könnten sie als der erste Schwan sich fliegend erleben, als der zweite Schwan sich dabei zusehen, und als der dritte Schwan sich zusehen, wie sie sich dabei betrachten, wie sie sich fliegend erleben.

Von frisbee um 09:11h| 2 Kommentare |comment