Freitag, 10. Oktober 2003
Wer bin ich, und was will ich hier?
Im Überfluss sucht der Mensch nach dem Sinn des Daseins, das er im Erlebnis zu finden glaubt
Essay von Gerhard Schulze
Auszug:
Im Lauf der Modernisierungsgeschichte ereignet sich eine heimliche Sinnverschiebung. Das Steigerungsspiel wird von einem habens- und könnensgerichteten Projekt zu einem seinsgerichteten, und damit zu einem Widerspruch in sich selbst. Mit der Entstehung der Erlebnisgesellschaft begann die Idee der Steigerung sich ins Subjektive zu wenden. Eine Form der Rationalität, die zur Optimierung von Maschinenleistungen taugt, sollte nun auch zur Optimierung von Gefühlen, Erlebnissen, Eindrücken, Einsichten, Projekten der Selbstverwirklichung, ästhetischen Ereignissen und körperlichen Empfindungen herhalten. Aber die Steigerungslogik verfehlt ihr Thema, wenn Selbsterkenntnis, Annäherung an Werte, Ankunft und Verweilenkönnen gefragt sind. Sie täuscht Kalkulierbarkeit und Objektivität vor, wo es um die reflexive Entfaltung des Ich geht. Die Steigerungslogik entfesselt die Verschiedenartigkeit der Menschen, aber sie kann ihr nicht gerecht werden. An die Stelle von Sinn tritt eine Sinnillusion - die bloße Vermeidung von Desorientierung.

Wer in seinem Leben nichts erlebt, hat nicht gelebt, so lautet wohl - verkürzt - die Leitthese.

Von frisbee um 20:05h| 0 Kommentare |comment
 

Freitag, 10. Oktober 2003
Frau am Steuer
Schön ... und gemein zugleich. ;-)

mpeg 2,7 MB via Holzblog

Von frisbee um 00:47h| 1 Kommentar |comment
 

Wer bin ich - wer will ich sein?
Die Existenzform des immer wieder neu, kreativ und chancenorientiert an seiner Lebenscollage weiterbastelnden Individuums ist – so jedenfalls meine These – weder bloßes Mythologem eines wildgewordenen Kapitalismus, noch unproblematischer Ausdruck neuer Freiheiten und Möglichkeiten. Sie ist vielmehr eine zutiefst ambivalente neue Form des Lebens sowie des Selbst- und Gesellschaftsverständnisses, deren Konsequenzen für Gesellschaft und Politik – und damit auch für die sozial und moralphilosophische Reflexion – heute erst in Ansätzen erkennbar sind.

schreibt Undine Eberlein in ihrem Aufsatz Neue Individualitätskonzepte zwischen Integration und Eigensinn. Sie hangelt sich von der postmodernen Bastelexistenz zum romantischen Individualismus, lotet die Codici narrativer Identitätskonstruktion aus und gibt dem Einzelnen doch eine Chance innerhalb aller gesellschaftlichen Zwänge, zu denen auch der Individualisierungsdruck zu zählen ist.

(Der Text ist harter Tobak für nicht so Soziologie- und Philosophiebewanderte, zugegeben.)

Von frisbee um 00:24h| 2 Kommentare |comment
 

The world as a blog
Hier kann man sehen, wann jemand auf dem Globus sein Weblog füttert und wenn man mag, das eigene hinzufügen.
Real time & updating display of weblog postings, around the world

Von frisbee um 23:29h| 0 Kommentare |comment
 

frei und schlecht
ich bin frei und mir ist schlecht
warum sollte mir nicht schlecht sein?
freilich sollte mir schlecht sein, und es ist mir auch schlecht.
es könnte mir allerdings auch nicht schlecht sein.
dann würde ich sagen: ich bin frei
und mir ist nicht schlecht.

Ernst Jandl, Idyllen
Sammlung Luchterhand 1992

Von frisbee um 10:21h| 0 Kommentare |comment
 

Donnerstag, 9. Oktober 2003
Lernen
Lerneffekt

Erster Tag:
Ich gehe eine Straße entlang, am Gehsteig. Plötzlich tut sich vor mir ein Loch im Boden auf. Ich stürze hinein. Ich bin verloren. Ich weiß, ich muss sterben. Kläglich rufe ich um Hilfe. Dann, nach endlos langer Zeit, kommt mir jemand zu Hilfe, hilft mir heraus aus dem Loch.

Zweiter Tag:
Ich gehe die gleiche Straße entlang, am gleichen Gehsteig. Vor mir tut sich unerwartet wieder das Loch im Boden auf. Ich stürze hinein. Ich habe Angst. Aber ich rapple mich auf, und ich erkenne, dass es eine Möglichkeit gibt, wie ich mich selbst befreien kann. Das ist mühsam, aber es gelingt mir schließlich doch.

Dritter Tag:
Ich gehe die gleiche Straße entlang, am gleichen Gehsteig, und da ist wieder das gleiche Loch. Ich falle wieder hinein - aus reiner Gewohnheit. Ich ärgere mich über mich selbst, klettere auf dem mir nun schon bekannten Weg heraus und gehe weiter.

Vierter Tag:
Ich gehe wieder die gleiche Straße entlang, am gleichen Gehsteig, sehe das Loch vor mir - und wechsle die Straßenseite.

Fünfter Tag:
Ich nehme eine andere Straße.


Nossrat Peseschkian

Von frisbee um 01:15h| 4 Kommentare |comment
 

Der Andere ist anders
Ich will dich vor dem Ertrinken bewahren, sagte der Vogel, hob den Fisch aus dem Wasser und setzte ihn sanft auf einen Baum.

Von frisbee um 00:23h| 1 Kommentar |comment
 

Arnie-ismus
Früher war alles anders. Eine Person stand für die Programmatik der Partei ein, sie wurde gewählt, weil man ihr zutraute, dieses umzusetzen und weiterzuentwickeln.

Heute wählt man Persönlichkeiten. Fast so, als ob ein Politiker auf der Suche nach einer Programmatik nur sich selbst findet und dem Wähler nichts bleibt, als es ihm nachzumachen.

Fiktive Interviewfetzen:

Dat macht der Schröder nur, weil er Heimweh nach Hannover hat.
Liberal - kenn ich nich, aber der Westerwelle als Schwiegersohn, tät ich nicht nein sagen.
Die Angela hats nicht leicht, Geld für einen guten Frisör hättse ja, aber die Politiker haben nie Zeit für sowat.
Dünn geworden, der Joschka, den tät ich ma richtich bekochen. Dat ham die jungen Dinger nich mehr gelernt.
Die Haare von dem Stoiber werden auch immer feiner. Wenn ich nur wüßt, wat für ein Shampoo der nehmen tut.

Von frisbee um 10:08h| 0 Kommentare |comment
 

How to Tell When a Relationship is Over
Kleines Movie von Tony Roche

via vowe dot net

Von frisbee um 02:51h| 0 Kommentare |comment
 

NetNewsWire Lite als Freeware profitiert von der Shareware-Version
Neues Update des News-Readers 1.0.5 (get all the RSS-Feeds) hier für MacOSX zum Download.

Von frisbee um 02:36h| 0 Kommentare |comment
 

Glen Baxter mal wieder hervorgekramt
Wie der gute Thriller oder Horrorfilm nicht alles zeigt, der Regisseur das Grauen im Kopf und Herz des Betrachters entstehen läßt, indem er die imaginative Vorstellungskraft weckt und meisterhaft lenkt [ja, ja Hitchcock, ich weiß ;-)], werden hier für mich in ähnlicher Weise Anregungen zur Kultivierung des kleinen, nicht minder feinen Schreckens gegeben.

Alles weitere von majo bei it&w.

Ich hatte es heute bei Uren.Dagen.Nachten entdeckt und beim Besuch von Baxters Homepage gesehen, dass es nun auch animierte Bilder gibt.

Von frisbee um 02:11h| 2 Kommentare |comment