Samstag, 25. Oktober 2003
Befindlichkeiten II
Um auf einem Stadtplan festzustellen, wo man sich befindet, muß man zum eigenen Standpunkt eine Beobachterposition einnehmen. Auch in der Selbst- und Fremdwahrnehmung steigt man wie ein Jäger auf den Hochsitz, um die Waldlichtung zu beobachten. Nur die Blickrichtung ändert sich, nach innen oder außen gerichtet.

Interessant wird es dann, wenn man zu dieser Beobachtung eine Beobachterperspektive einnimmt. Dieser Beobachter 2. Ordnung beobachtet den Beobachter 1. Ordnung.

Sprache, Worte, Begriffe und Namen sind im Grunde geronnene Formen und Ergebnis der Beobachtung 1. Ordnung. Bewertungen sagen erst einmal etwas über die Blickrichtung des Beobachters 1. Ordnung aus.

Auf diesem Hintergrund werden die Beispiele von R.D. Laing vielleicht verdeutlicht, weil hier die Verflechtung der Beobachtungsebenen anschaulich verdeutlicht wird.

Von frisbee um 01:34h| 3 Kommentare |comment
 

Freitag, 24. Oktober 2003
Pause
Pierre Reverdy zum Gedenken

Einige Vögel
Haben schwarze
Gedanken.

Rauschen von Bäumen,
Lärm von Zügen und Motoren -
Kommt dieser Augenblick oder ist er vergangen?

Die Stille der Sonne
Dringt in Lachen und Seufzer ein,
Treibt ihren Dorn tief ein
Bis zum Steinschrei der Steine.

Sonne-Herz, Milch gebender Stein,
Blutstein, der Früchte trägt:
Die Wunden öffnen sich und schmerzen nicht,
Mein Leben fließt wie das Leben dahin.

Octavio Paz (Übersetzung: Johannes Beilharz)

Von frisbee um 01:29h| 0 Kommentare |comment
 

Ein Spiel spielen, indem (in dem) man nicht mitspielt
Sie spielen ein Spiel.
Sie spielen damit, kein Spiel zu spielen.
Zeige ich ihnen, daß ich sie spielen sehe,
dann breche ich die Regeln, und sie werden mich bestrafen.
Ich muß ihr Spiel, nicht zu sehen, daß ich das Spiel sehe, spielen.

R.D. Laing. Knoten

Von frisbee um 21:14h| 2 Kommentare |comment
 

Klug sein
Wie klug muß man sein, um dumm zu sein?

Die anderen sagten ihr, sie sei dumm. Also machte sie
sich selbst dumm, um nicht sehen zu müssen, wie dumm
die anderen waren zu glauben, sie sei dumm,
weil es schlecht wäre zu glauben, die anderen seien dumm.
Sie zog es vor dumm und gut
anstatt schlecht und klug zu sein.

Es ist schlecht dumm zu sein: sie muß klug sein
um so gut und dumm zu sein.
Es ist schlecht klug zu sein, weil es zeigt,
wie dumm die anderen waren
ihr zu sagen, wie dumm sie sei. -

Ronald D. Laing, Knoten.

Von frisbee um 21:06h| 0 Kommentare |comment
 

Donnerstag, 2. Oktober 2003
Hummel, Hummel -Mors, Mors
Dieser hanseatische Begrüßungsspruch löste bei mir Heiterkeit aus.

So als ob Wasserratten und Flachländler mit irgendwelchen Bergvölkern (beispielsweise bajuwarischer Prägung) sprachlich konkurrieren wollten.

Kennt jemand den Hintergrund, weiß, was es bedeutet und wie es entstanden ist?

*neugierig frag*

Von frisbee um 10:39h| 3 Kommentare |comment